Ast Stralsund

Mecklenburger Stammlinie  >  Stralsunder Ast

Helden der Reformation oder Schurken aus Eigennutz?
Die schillernden Stralsunder

Verknüpfung

Nachkommen der Mecklenburger Stammlinie (ein Gedicht von 1580 bezeichnet Christoph Lorber ausdrücklich als Spross eines dänischen Rittergeschlechts [1] ... was sich mit den Wurzeln der Mecklenburger deckt - siehe dort).

Stammvater

Enewold Lorber, Bürger von Stralsund, 1424 Zeuge in einem Kaufbrief über das Dorf Prietz. Verstorben vor 1429.
1. Ehefrau: Dorothea, Tochter von Conrad Hosang, Heirat 1409, starb vor 1424
2. Ehefrau: Kyneke, Tochter von Heinrich Eyen, Bürger zu Barth, heiratet 1429 (in zweiter Ehe) Heinrich von Orden

Werdegang

Stralsund war durch Gewandschneiderei zu Wohlstand gelangt. Die Hansestadt verschiffte Kleidung bis nach Schottland und Spanien. Auch die Lorber hatten sich dort als Tuchhändler etabliert und Christoph hatte Gertrud, die Tochter des Bürgermeisters Sabel Oseborn geheiretet und war in den Rat gewählt worden. In diesem Gremium hatte die Gewandschneiderzunft das Sagen.

Um 1523 flohen zwei Priester nach Stralsund. Es waren Schüler Johannes Bugenhagens, des Beichtsvaters und engen Weggefährten Martin Luthers, dessen neue Lehre sie in der Stadt verbreiteten. Ihre revolutionären Worte fielen bei den bislang machtlosen mittleren und unteren Bevölkerungsschichten auf fruchtbaren Boden. Die Mehrheit im Rat stand der neuen Lehre und ihren Forderungen nach sozialen Änderungen ablehnend gegenüber. Doch es gab auch einige Ratsherren, die ein offene Ohr für diese Ideen hatten, darunter auch Christoph Lorber. Als der Sturm des Volkes 1524 zu einem Umsturz führte, wurde er gemeinsam mit dem Wortführer Roloff Möller 1524 zum Bürgermeister ernannt. Die Stadt war gespalten - und je nachdem, ob man der Neuerung gewogenen Chronisten liest oder dem Alten verwurzelte Schreiber, steht er entweder als lebenskluger Held oder treuloser Schurke da. Unbestritten sind seine Verdienste als Unterstützer der neuen Lehrer Luthers. Er schützte und förderte die Prediger, die ihn im höchsten Tönen lobten. So trug er seinen Teil dazu bei, dass Stralsund zu einem Motor der Reformation im Norden Deutschlands wurde.

Von seinen Kindern Olof und Sabel und seinem Enkel Christoph dem Jüngeren sind haarsträubende Geschichten überliefert, die meist von erwiesenen Widersachern Christoph Lorbers verfasst wurden. So sollen sie einen unschuldigen Kuhhirten gefoltert und gerädert haben, der eine Gestohlende Geldbüchse lediglich gefunden habe. Auch sollen sie das Landrecht gebrochen haben, ihr Vater sei nach ihrerer Verurteilung vor Wut gestorben. Schließlich soll Olof mit seinen Kumpanen gar einen Schreiber erstochen haben und bei einem Überfall beteiligt gewesen sein, bei dem sein Sohn Christoph einen Klosterdiener erschossen haben soll. Wie viel von diesen Geschichten erdacht wurden um den Ruf der Familie zu schädigen und wie viel Wahrheit sie enthalten, bleibt der Fantasie überlassen.

Herausragende Biografien

  • Olof der Ältere Lorber, Aeltermann des Gewandhauses, Provisor der St. Nikolai-Kirche, seit 1478 verheiratet mit Gertrud, Tochter des Rats Blasius Swarten, Vater von Christoph
  • Christoph der Ältere Lorber (+ 1555), ab 1507 Ratsherr, ab 1524 Bürgermeister von Stralsund
  • Olof der Jüngere Lorber, Sohn des Bürgermeisters Christoph, Aeltermann des Gewandhauses, 1571 Patronus der Singfrieden-Vikarie, geriet 1565 wegen "außgestoßener trotziger Drohungen" in Haft, wurde aber durch einen Aufruhr befreit, später wegen Beteiligung am Überfall seines Sohnes Christof und Rechtshändel mit dem Rat erneut in aller Munde, geriet darüber in "Armut und Dürftigkeit".
  • Christoph der Jüngere Lorber, Sohn von Olof dem Jüngeren, erschießt 1571 bei einem Überfall in Voigdehagen den Klosterdiener Hans Gartz.

Heutige Verbreitung

Die direkten Spuren dieser Linie in Stralsund enden mit Chistoph dem Jüngeren um 1590.

Gut möglich allerdings, dass einige der frühen Thüringer Äste, wie der Rastenberger Ast aus dieser Stammlinie entsprangen. Er ist nicht nur evangelisch geprägt, sondern unter ihm finden sich auch früh Schneidermeister, was zum Tuchhandel der Stralsunder passen könnte. Mangels Beweisen allerdings muss dies bisher eine Spekulation bleiben.

Der Artikel im Familienmagazin Laurus

Dieser Zweig wurde 2014 auch im Familienmagazin "Laurus" behandelt. Der entsprechende Artikel kann hier heruntergeladen werden (PDF in deutscher Sprache).

Wundern Sie sich nicht über Abweichungen zum oben stehenden Text. Der Artikel gibt den Forschungsstand von 2014 wieder. Der Text auf der Homepage ist dagegen auf dem aktuellen Stand der Familienforschung.
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Quellen:

  • [1] Christian Smiterlow: Auctoris Librorum Smiterlouiadum, 1580
  • Johann Albert Dinnies: Der Stammtafel im Stadtarchiv Stralsund, S. 87a-88 und der Nachrichten die Rathspersonen der Stadt Stralsund betreffend, 1. Band, S. 553 bis 562 (Stadtarchiv Stralsund HS 359)
  • Roxane Berwinkel: Weltliche Macht und geistlicher Anspruch
  • Mit Dank an Herrn Dr. Andreas Neumerkel vom Stadtarchiv Stralsund
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