Der wohl spannendste Hinweis auf die Wurzeln der Lorber in Norddeutschland findet sich in einem Gedicht von Christian Smiterlow aus der Zeit um 1580 [1]. Dort wird behauptet, dass Christoph Lorber, Bürgermeister der Stadt Stralsund zur Zeit der Reformation, aus "einer alten dänischen Ritterfamilie gebürtig" gewesen sei. Was zunächst wie eine aufschneiderische Familienlegende klingt, könnte einen wahren Kern in sich tragen. Tatsächlich finden sich die ersten urkundlichen Erwähnungen in einem Gebiet, das um 1202 von den Dänen besetzt worden war. Wenngleich nicht von klassischen Rittern, sondern von berittenen Kämpfern des sagenhaften Königs Waldemar II. "dem Sieger" von Dänemark.
Stammvater könnte ein gemeinsamer Ahn (der Großvater?) von Godike Lorbere in Rostock, Conradus Lorber in Mankmuß und Johannes und Hubertus Lorbere(n) in Kloster Wienhausen sein. Womöglich ein Gefolgsmann von König Waldemar II., der sich mit Gewürzhandel im wahrsten Wortsinn "einen Namen machte".
Godike Lorbere ist der erste urkundlich erwähnte Namensvetter überhaupt. Er hat 1293 Grundbesitz in der Krämerstraße verkauft, inmitten der damals noch recht jungen Stadt Rostock [2]. Der Namensforscher Hans Bahlow schließt aus dem Namen und dem damals noch auf die Bewohnerstruktur hindeutenden Straßennamen, dass Godike Gewürzkrämer gewesen sein könnte.
Nahezu zeitgleich wird 1294 ein Conradus Lorber mit einem halben Lehen in "Mankemus" genannt [3]. Gemeint dürfte der Weiler Mankmuß bei Karstädt in der Prignitz sein, in dem bis heute der Hügel eines früheren Wehrturms erhalten ist. Interessanterweise waren die Lehnsherren die Grafen von Schwerin, bekannte Gegner des Dänenkönigs Waldemar II. Sie hatten ihre Befreiung von der dänischen Besatzung 1223 erreicht, indem sie den König bei einer Jagd entführten und über zwei Jahre gefangen hielten - unter anderem in Lenzen, nur etwa 15 Kilometer von Mankmuß entfernt. Ein Zufall? Oder war der Lorber ein ehemaliger Däne, der dem Schweriner die Treue schwor?
Ebenfalls bereits im 13. Jahrhundert sollen ein Johannes Lorbere und ein Hubertus Lorberen im Umfeld von Kloster Wienhausen bei Celle gelebt haben [3]. Ein Kloster, in dem 1241 Elisabeth, die Tochter des Fürsten von Mecklenburg, als neu gewählte Äbtissin von Rostock aus gezogen war. Hatten die beiden Lorber sie begleitet?
Es finden sich noch lange Lorber im Norden. Etwa in Hameln, wo sie im 15. und 16. Jahrhundert als Ratsmitglieder, Vikare und Schulzen auftauchen [4]. Auch in den Klöstern Lüne bei Lüneburg und Riddagshausen bei Braunschweig wurden Geistliche mit unserem Namen vermerkt.
Ein besonders schillernder Ast ist jener in Stralsund, wo die Familie zur Zeit der Reformation als eifrige Verfechter von Luthers Lehre, aber auch als eigenwillige Schurken große Spuren in der Stadtgeschichte hinterließen (> siehe
Stralsunder Ast).