Joseph Ignaz 1682-1724

Joseph Ignaz Lorber

(1682-1724)

Der Hofmusiker

Geboren

04.05.1682, Graz, vermutlich auf dem Schloss
Getauft in Graz, Heilig Blut
Taufpate: Johann Joseph Hueber, Reitoffizier bei der Hofkammer

Familienzweig

Vater

Andreas Lorber (1640-1693), Schloss-Soldat auf der Grazer Burg und Schnurmacher, gebürtig aus Arnfels

Mutter

Anna Maria Lorber, geb. Böhler (+1719), Schulmeisterstochter aus Bruck an der Mur, verstorben im Graz über der Papiermühle

Geschwister

  • Ignaz Lorber (*1670)
  • Regina Catharina Lorber (*1674)
  • Michael Lorber (*1675)
  • Johann Joseph Lorber (*1678)
  • Maria Anna Lorber (*1680)
  • Johann Paul Lorber (*1684)
  • Maria Cäcilia Lorber (*1685)
  • Matthias Lorber (*1688)
  • Anonym Lorber (1693-1693)
  • Franzska Eleonora Lorber (*1694)

Berufe und Ämter

Kaiserliche Kammermusiker und Hof-Oboist

Werdegang

Joseph Lorber wuchs als Sohn eines Schloss-Soldaten auf, der auf der Grazer Burg Dienst tat, einer Feste die vor allem zur Abwehr von Türkischen Angriffen errichtet worden war. Der Vater starb, als Joseph elf Jahre alt war. Dennoch muss sein musikalisches Talent entdeckt und gefördert worden sein. 1704 trat er als Hofoboist und Kammermusiker in den Dienst von Kaiser Leopold I. [1]. Es war die Hohe Zeit des Barock, als man allerlei Anlässe wie Tafeln und Bälle mit Musik untermalen ließ und Opern zelebrierte. Im Hochbarock spielte auch die Kirchenmusik eine große Rolle. Sein Gehalt betrug zwischen 41 Gulden und 40 Kronen [2 S. 362] und 45 Gulden [3] im Monat bzw. 500 Gulden im Jahr [2 S. 369].

Ein wesentlicher Förderer wurde der Hofkompositeur und Hofkapellmeister Johann Joseph Fux, der lange Jahre (1698 bis 1740) am Kaiserhof diente, ab 1712 Vizehofkapellmeister der Wiener Hofmusikkapelle wurde und nach dem Tod von Marc’ Antonio Ziani 1715 als Hofkapellmeister die Leitung übernahm. Wie Lorber so stammte auch er aus einfachen Verhältnissen in Graz und schätzte offenbar Josephs Virtuosität und Vielseitigkeit. Als Joseph Lorber, offenbar nach einer Pause, 1718 wieder als Hofoboist aufgenommen werden wollte, unterstütze Fux dieses Gesuch "da zu Bestreitung der Tafel- und anderen Dienste noch ein Hoboist höchst nöthig, dieser Supplicant aber nit allein in diesem Instrument, sondern auch in der Flûte Allemande und Chalumeau ein sehr guter Virtuos ist, auch anbei schon in vorigen diensten sich Meriten gemacht hat" [2 S. 257f, 384]. Unter Fux musizierte er etwa zwanzig Jahre für drei Kaiser: Leopold I. (bis 1705), Joseph I. (1705-1711) und Karl VI. (ab 1711). Alles drei Kaiser liebten die Musik und komponierten auch selbst, wobei Joseph Lorber Leopold wohl kaum noch erlebt hatte, da er kurz nach seinem Einzug in den Hof schon zum Anlass von dessen Beerdigung spielen musste. Der junge und frische Joseph I. dagegen war sowohl politisch wie gesellschaftlich aktiv und hatte den Drang dem französischen König Ludwig XIV. den Rang als Europas glänzendster Monarch streitig machen zu wollen. Er war auch weniger fromm als sein Vater und leistete sich mehrere Mätressen und Liebschaften. Als er 1711 unerwartet ohne männlichen Erben einer Pockeninfektion erlag folgte sein jüngerer Bruder als Karl VI. auf den Thron. Unter ihm erlebte die Wiener Hofmusik eine Blütezeit als bedeutender Teil höfischer Repräsentation.

Kurz nach seiner Anstellung als "Edelvester und Kunstreicher Herr, Königl. CammerMusicus" [4] wohnte er im Anwesen des Hauptmanns Max Graf von Martinitz. Dort lernte er wohl (Maria) Barbara Weißmann, die Kammerjungfer der Gräfin kennen und nahm sie zur Braut. Der Ehe waren keine zwei vollen Jahre beschieden und brachte eine Tochter hervor, ehe seine Frau erst 28-jährig verstarb. Nach dem Trauerjahr ehelichte er ein zweites Mal: Maria Barbara Achtseid, die Tochter des "gestrengen Herrn Keyserlichen Stattgerichts Beysitzers" Johann Adam und Anna Maria Achtseid [4]. Mittlerweile gab er das "Schellsche Haus" im Hof als Adresse an. Mit ihr zeugte er acht weitere Kinder. Interessant ist hierbei der Blick auf die Taufpatinnen und -paten in den Kirchenbüchern des Stephansdoms und Unserer Lieben Frau zu den Schotten, finden sich darunter doch weitere Hofdiener, wie Franz Heinrich Schlick, ein Kammermusikus beim Reichsgrafen zu Passau Carl Timmer; Joseph de Faborn, R. K. M. Ober-Hofquartiermeister oder Maria Elisabeth Faber, Tochter des Königlichen Hof-Fouriers Joseph Faber.
Nachdem seine Mutter, die mittlerweile in Graz über der Papiermühle gelebt hatte, 1719 verstarb, erhielt auch sie, wie zuvor seine erste Ehefrau, eine relativ große Beerdigung. Es ist anzunehmen, dass dies auf eine finanzielle Unterstützung Josephs zurückzuführen war.

1722 kam es zu einem Unglück auf einer Laxenburger Reise. Das Schloss in Laxenburg wurde zu jener Zeit zu einem beliebten Ausflugsort des Kaisers Karl VI. Aus Unvorsichtigkeit eines Lohnkutschers wurde Joseph umgeworfen, mitgeschleppt und verlor in Todesgefahr ein Ohr. Es ist anzunehmen, dass er diesen Verlust unter einer der damals üblichen Perücken kaschierte. Am 06.03.1723 bat er um eine Erhöhung seiner Besoldung, unter Bezug auf diesen "unglücklichen Zufall" und "andere verschiedene Unglücksfälle", durch die er in äußerste Notstände geraten sei. Ein Ersuchen, das Fux aus "christlichem Mitleiden" erneut unterstützte [2 S. 258. 397].
Nachdem Joseph Lorber im Alter von 42 Jahren im Tuchschererhaus am Fischmarkt von Wien am Podagra (Gicht der großen Zehe) verstarb, wurde ihm in der Pfarrei des Stephansdoms eine stattliche Beerdigung im Wert von über 39 Gulden zuteil, die seine Stellung als Kaiserlicher Hofmusiker unterstrich. Das Bahrleihbuch zählt unter anderem auf: Fürstengeläut, Geld für einen Musicus, Kirchendiener, 6 Träger mit Mänteln [5].

Hochzeit und Ehepartner

  1. im Januar 1705 in der Kirche Unsere Liebe Frau zu den Schotten in Wien mit Maria Barbara Weißmann, geborene Türckin (*um 1678 - 24.08.1706 in Wien)
  2. am 08.01.1708 in der Kirche Unsere Liebe Frau zu den Schotten in Wien mit Maria Barbara Achtseid, Gerichtsbeisitzerstochter

Kinder

  1. (aus 1. Ehe) Maria Franzsika Josepha Lorber (*08.01.1706 in Wien Unsere Liebe Frau zu den Schotten)
  2. (aus 2. Ehe) Maria Anna Elisabeth Philippina Lorber (*05.10.1708 in Wien St. Stephan)
  3. Johann Joseph Paul Lorber (*21.10.1709 in Wien Unsere Liebe Frau zu den Schotten)
  4. Maria Franziska Lorber (*07.07.1711 in Wien St. Stephan)
  5. Maria Josepha Antonia Lorber (*10.01.1715 in Wien Unsere Liebe Frau zu den Schotten)
  6. Leopold Joseph Lorber (*14.11.1718 in Wien St. Stephan)
  7. Maria Antonia Lorber (*20.05.1720 in Wien St. Stephan)
  8. Maria Rebecca Cordula Lorber (*23.10.1722 in Wien St. Stephan)
  9. Franz Heinrich Carl Lorber (*19.10.1724 in Wien Unsere Liebe Frau zu den Schotten)

Verstorben

04.05.1724, in Wien, Tuchschererhaus (heute Fischerhof 2) an der Gicht (Podagra); beerdigt durch die Pfarrei St. Stephan

Quellen

  1. Kjartan Óskarsson: Zelenka and the chalumeau, S. 54
  2. Dr. Ludwig Ritter von Köchel: Johann Josef Fux, Hofcompositor und Hofkapellmeister der Kaiser Leopold I., Josef I. und Karl VI. von 1698 bis 1740
  3. HHStA, OMeA, SR 188, fol. 95v
  4. Hochzeitsbuch der Kirche Unsere Liebe Frau zu den Schotten
  5. Bahrleihbuch von St. Stephan, Signatur 03a-049, 04.05.1724
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